Chronische Schmerzen
Schmerzen stellen nicht nur eine physische Belastung dar, sondern auch eine große Herausforderung für die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Betroffenen. Akute Schmerzen treten als wichtige Warnsignale des Körpers auf und sind in der Regel mit der Heilung von Verletzungen oder Krankheiten verbunden. Bestehen Schmerzen länger als 3 Monate oder treten wiederkehrend auf, spricht man von chronischen Schmerzen. Im Verlauf der Krankheit rückt der eigentliche Schmerzreiz oftmals in den Hintergrund, während die psychischen und sozialen Auswirkungen die Schmerzerkrankung dominieren.
Was sind Ursachen von chronischen Schmerzen?
Chronische Schmerzen können verschiedene Ursachen haben, darunter Verletzungen, entzündliche Erkrankungen, Nervenschäden oder komplexe Syndrome wie Fibromyalgie. Die Symptome variieren stark und können von anhaltenden, dumpfen Schmerzen bis zu scharfen, stechenden Empfindungen reichen. Diese Schmerzen erstrecken sich oft über verschiedene Körperregionen und beeinflussen nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch das emotionale und soziale Wohlbefinden.
Wie kann man chronische Schmerzen behandeln?
Die Bewältigung chronischer Schmerzen erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Medizinische Fachkräfte, darunter Schmerzspezialist:innen, Physiotherapeut:innen und Psycholog:innen, können zusammenarbeiten, um individuelle Behandlungspläne zu entwickeln. Medikamentöse Ansätze, Physiotherapie, Verhaltenstherapie und alternative Methoden wie Akupunktur oder Meditation könnten Teil eines umfassenden Behandlungsansatzes sein.
Auszüge aus der psychologischen Schmerztherapie:
- Psychoedukation: Den Betroffenen wird Wissen über physiologische Vorgänge in Körper und Gehirn im Zusammenhang mit Schmerzen vermittelt. Zusätzlich wird der Fokus auf die psychologische und soziale Dimension gelenkt – Betroffene lernen, wie Stress, Emotionen und Gedanken die Schmerzwahrnehmung beeinflussen.
- Selbstbeobachtung: Durch die Führung eines Schmerztagebuchs wird der Selbstbeobachtungsprozess bei den Klient:innen angeregt. Hierbei werden oft zuvor unbekannte Muster identifiziert, die das Auftreten oder die Intensität von Schmerzen beeinflussen. Diese Erkenntnisse können anschließend genutzt werden, um das Schmerzerleben positiv zu beeinflussen.
- Entspannungstechniken: Das Erlernen von Entspannungstechniken bei chronischen Schmerzen wirkt auf mehreren Ebenen. Zum einen können sich Entspannungstechniken positiv auf die Schmerzverarbeitung im Gehirn auswirken. Die gezielte Lenkung der Aufmerksamkeit auf entspannende Aspekte kann dazu beitragen, Schmerzsignale zu modulieren. Zum anderen können Verfahren wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson die Muskulatur entspannen und somit den Schmerz lindern. Weitere Wirkfaktoren von Entspannung beziehen sich auf die Stressminderung, die Verbesserung der Schlafqualität und die Förderung von Selbstkontrolle, welche sich ebenfalls positiv auf die Schmerzwahrnehmung auswirken können.
Fazit:
Chronische Schmerzen sind mehr als nur physische Beschwerden – sie beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Ein multidisziplinärer Ansatz mit medizinischen, physiotherapeutischen und psychologischen Elementen ist entscheidend. Diese Methoden helfen nicht nur, Schmerzen zu verstehen, sondern bieten auch wirksame Werkzeuge zur Schmerzlinderung und Steigerung der Lebensqualität trotz anhaltender Beschwerden. Ein individueller, ganzheitlicher Ansatz ist der Schlüssel, um einen Weg zur Bewältigung chronischer Schmerzen zu finden.
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. Chronischer nicht tumorbedingter Schmerz – Erläuterungen und Implementierungshilfen, Version 2.0, Stand 2023.
Fritzsche, K., Dornberg, M., & Niklaus, B. (2015). Chronische Schmerzstörung. In Psychosomatische Grundversorgung (pp. 105-118). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Maercker, A. & Krampen, G. (2018). Entspannungsverfahren. In J. Margraf & S. Schneider, Lehrbuch der Verhaltenstherapie: Band 1: Grundlagen-Diagnostik-Verfahren-Rahmenbedingungen (4. Auflage), Springer-Verlag.