ADHS im Erwachsenenalter
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine neurobiologische Erkrankung, die im Kindesalter beginnt und im Erwachsenenalter fortbestehen kann. Die drei Kernbereiche der ADHS sind Hyperaktivität sowie Unaufmerksamkeit und Impulsivität, welche jeweils unterschiedlich stark zum Vorschein kommen können. ADHS ist mit vielfältigen funktionellen Beeinträchtigungen verbunden, die im Verlauf bedeutsame Risikofaktoren darstellen. Dazu zählen Herausforderungen in Schule, Ausbildung und Beruf, sowie soziale Schwierigkeiten in der Familie, im Umgang mit Gleichaltrigen und Beziehungspartner:innen.
Was sind die Ursachen von ADHS?
Die Ursachen sind vielfältig und bisher nicht vollständig verstanden. Fest steht, dass mehrere interagierende Faktoren an der Entstehung beteiligt sind. Besonders genetische Anlagen und Einflüsse während und nach der Schwangerschaft, die die strukturelle und funktionelle Entwicklung des Gehirns beeinflussen, spielen eine entscheidende Rolle.
Was sind die Symptome von ADHS?
Während im Kindesalter noch Symptome wie eine gesteigerte motorische Aktivität, geringe Frustrationstoleranz und Aggressivität im Vordergrund stehen, manifestieren sich die drei Kernbereiche im Erwachsenenalter meist auf etwas andere Weise. Beispiele für klinische Manifestationen der ADHS im Erwachsenenalter sind (Stieglitz, Nyberg & Hofecker-Fallahpour, 2012):
- Unaufmerksamkeit/Konzentrationsprobleme
- Desorganisation/Probleme, Dinge im Voraus zu planen
- Vergesslichkeit, Dinge werden verloren
- Schwierigkeiten, Projekte und Aufgaben anzufangen und zu beenden
- Schneller Wechsel von Aktivitäten
- Fälschliche Einschätzung von zur Verfügung stehender Zeit
- Impulsive Entscheidungen im Hinblick auf Geld, Reisen, Arbeit oder soziale Aktivitäten
- Evtl. häufiges Wechseln der Arbeit und Schwierigkeiten in Paarbeziehungen
Wie kann man ADHS behandeln?
Die Behandlung von ADHS erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Bei leichter Symptomatik wird primär eine psychotherapeutische bzw. psychologische Therapie empfohlen, während bei mittelgradiger ADHS entweder eine intensivierte psychologische Therapie, medikamentöse Behandlung oder eine Kombination empfohlen wird. Bei schwerer ADHS steht zumeist eine medikamentöse Behandlung im Fokus, eventuell mit begleitender psychologischer Therapie.
Auszug aus psychologischen Behandlungsmöglichkeiten:
- Psychoedukation: Bildet die Basis aller Therapieansätze und beinhaltet die umfassende Aufklärung über die Erkrankung. Dabei werden spezifische Strategien zur Bewältigung der Problematik und ihrer Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche entwickelt.
- Behandlung der Aufmerksamkeitsstörungen: Beinhaltet die Evaluierung der Aufmerksamkeitsspanne für bestimmte Aktivitäten. Schrittweise versucht man, diese zu steigern, indem Ablenkungen durch gezielte Strategien hinausgezögert werden.
- Behandlung der Desorganisation: Es werden gemeinsam mit den Klient:innen Strukturen geschaffen, etwa durch Mindmapping, To-Do-Listen, Prioritätenmanagement oder einem Zeitplanbuch. Die gezielte Bearbeitung von Prokrastination, die bei Personen mit ADHS-Symptomatik häufig auftritt, ermöglicht das Erlernen von Strategien zur Überwindung des Aufschiebens.
- Behandlung der Impulsivität: Dabei werden Situationen, in denen Impulsivität auftritt, auf verschiedenen Ebenen beleuchtet und Strategien entwickelt, wie impulsiven Verhalten vorgebeugt werden kann.
Fazit:
ADHS beeinträchtigt nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch das emotionale und soziale Wohlbefinden. Ein umfassender Ansatz, der medizinische und psychologische Elemente integriert, ist entscheidend. Durch eine individuelle, auf den Patienten zugeschnittene Therapie können effektive Werkzeuge bereitgestellt werden, um den Alltag zu bewältigen und die Lebensqualität trotz anhaltender Herausforderungen zu steigern.
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V., Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. S3-Leitlinie ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, 1.0, Stand 2017.
Stieglitz, R. D., Nyberg, E., & Hofecker-Fallahpour, M. (2012). ADHS im Erwachsenenalter. Hogrefe Verlag GmbH & Company KG.